(Performance zur Geschichte, die vom Spiegel und seinen Scherben handelt)

Die Figur (ich) geht auf Stelzen über die Platten und zerbricht sie = Ton. Splitter fliegen in die Herzen der Zuschauer und sie erkalten. Übers Tonband erklingt eine Frauenstimme, die Hans Christian Andersens Märchen «Die Schneekönigin» erzählt, «welches vom Spiegel und seinen Scherben handelt».

Die Figur (ich) geht auf Stelzen über die Platten und zerbricht sie = Ton. Splitter fliegen in die Herzen der Zuschauer und sie erkalten.
Höhepunkt: Die Figur (ich) nimmt Pfeil und Bogen, schiesst auf rotes Herz – trifft – Blut fällt auf die zerbrochenen Spiegel. Ton-Kürzung nach dem Märchen «Die Schneekönigin» von Hans Christian Andersen.

Anne Jud

Figur: Anne Jud | Ton: Gudrun Gut | Performancedauer: ca. 15 Minuten

Aus dem Märchen «Die Schneekönigin» von Hans Christian Andersen:
Es war ein böser Troll! Es war der Allerschlimmste, es war «der Teufel». Eines Tages war er in besonders guter Laune, denn er hatte einen Spiegel gemacht, der alles Gute und Schöne, das sich in ihm spiegelte, in ein Nichts zusammenschrumpfen liess. Aber das, was nichts taugte und einen schlechten Eindruck machte, trat besonders scharf hervor und wurde noch schlechter. Die wunderbarsten Landschaften sahen in dem Spiegel aus wie gekochter Spinat, und die besten Menschen erschienen in ihm abstossend oder standen auf dem Kopf und hatten keinen Bauch; die Gesichter wurden in dem Spiegel so verzerrt, dass sie nicht wieder zu erkennen waren, und wenn man eine Sommersprosse hatte, breitete sie sich über Nase und Mund aus. Das fand «der Teufel» sehr lustig. Wenn jemand einen guten, frommen Gedanken hatte, entstand im Spiegel ein Grinsen, so dass der Troll über seine Erfindung lachen musste. Alle, welche die Trollschule besuchten, erzählten, es sei ein Wunder geschehen. Nun könne man sehen, wie die Welt und die Menschen wirklich seien. Sie liefen mit dem Spiegel umher, und schliesslich gab es nichts mehr, was nicht darin verzerrt worden war. Nun wollten die kleinen Trolle zum Himmel hinauf fliegen, um die Engel und unseren «Herrgott» zu necken. Je höher sie mit dem Spiegel flogen, um so mehr grinste es in ihm. Es grinste so stark, dass sie den Spiegel kaum noch festhalten konnten. Sie flogen höher und höher und näherten sich immer mehr Gott und den Engeln. Nun zitterte der Spiegel so entsetzlich durch das Grinsen, dass er den Trollen aus den Händen fiel und auf die Erde hinabstürzte, wo er in Millionen, ja Billionen und noch mehr Stücke zersplitterte. Dadurch richtete er noch viel grösseres Unglück an, denn einige der Stücke waren kaum so gross wie ein Sandkorn und die flogen nun in der Welt umher. Und wenn sie den Menschen in die Augen gerieten, blieben sie dort sitzen. Und nun sahen diese Menschen alles verzerrt oder hatten nur noch für das Augen, was an einer Sache verkehrt war. Jedes einzelne dieser kleinen Spiegelkörnchen hatte nämlich dieselbe Kraft, die der heile Spiegel gehabt hatte. Einigen Menschen drang ein kleiner Spiegelsplitter bis ins Herz hinein – das war entsetzlich schlimm, denn ihr Herz wurde zu einem Klumpen Eis. Einige Spiegelstücke waren so gross, dass sie zu Fensterscheiben gebraucht wurden, aber es war nicht gut, durch diese Scheiben seine Freunde zu betrachten. Andere Spiegelsplitterchen fielen auf Brillen, und das war auch schlimm, wenn die Menschen ihre Brillen aufsetzten. Der Böse lachte sich kaputt, und das kitzelte so schön. Aber es flogen immer noch kleine Glassplitter in der Luft umher.

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