Als geplanter Ort für die Performance „Öffentliches Wohnen“ war das Ende der Naunystrasse vorgesehen und sollte eigentlich ab dem 28. Juli 1980 7 Tage lang dauern. Gestartet wurde die Performance nachts um 24 Uhr und dauerte aber nur bis um 6 Uhr morgens. Die Aktion musste nämlich nach tätlichen Angriffen durch Passanten aus der Hausbesetzer-Szene – mit einem Messer am Hals und nach herausgerissenem Film – abgebrochen werden.
Auszug aus Anne Juds Projektnotizen zu den beiden Aktionen:
Ich, Anne Jud, lebe seit fünf Jahren in der Naunynstrasse; bin Aktions- und Objektkünstlerin. In dieser Aktion werde ich 7 Tage auf einem weissen Sofa wohnen; schlafen, essen, trinken und einfach da sein. Darauf werden von Menschen, die da lang gehen und von Freunden, die mich besuchen, auch Reaktionen kommen, Gespräche stattfinden, die ich zum Teil auf Tonband aufnehmen werde.
Zweck der Aktion: Ästhetische Wirkung. Am Ende der Strasse, weisses Sofa, darauf eine Figur in Rot. Die Reaktion der Leute auf eine nicht-alltägliche Strassensituation. Indem ich mich da mehrere Tage aufhalte, will ich das nicht-alltägliche alltäglich erscheinen lassen. Nach tätlichen Angriffen von Passanten Abruch – Ende ca. um 6 Uhr morgens – Film raus. Bis auf die Fotos am Abend existiert kein Material. Überlegung: ein anderer Platz. Platz gefunden, in der Nähe vom Potsdamer Platz. Neue Situation. Kein Platz mit Personenverkehr, Parkplatz. Aktion geplant 24 Stunden, vom 29. Juli, 6 Uhr bis 30. Juli, 6 Uhr. Ich bin die meiste Zeit allein, ausser Freundschaftsbesuche und einige Neugierige aus dem Haus Synanon. Im Laufe der Aktion komme ich auf den Titel „Sommerpause“.
Das abgebrochene Performance- und Filmprojekt wurde auf einen Tag später in die Nähe des Potsdamerplatzes verlegt und zum Projekt „Sommerpause“, als „Rot-Weiss-Version“.
Diese neue 24-Stunden-Aktion dauerte vom 29. Juli 6 Uhr abends bis 30. Juli 6 Uhr morgens. Parallel dazu lief das Filmprojekt mit Zeitraffer; das heisst, die 24 Stunden wurden auf 12 Minuten gerafft.