Nicht nur Fotos als „unbewegte“ Bilder beschäftigten Anne Jud. Der Schritt von der Performance mit Bewegungsabläufen lag für sie auf der Hand und kann als fliessender Übergang von unbewegten zu bewegten Bildern bezeichnet werden. Bestes Beispiel dazu: Die erste, im Jahr 1979 entstandene Fotoperformance „Eine Nacht eingeschlossen im SO36“. In schneller Abfolge betrachtet, ergaben die Selbstauslöserfotos einen nahezu bewegten Ablauf.
1980 war die sieben Tage lang dauernde Performance „Öffentliches Wohnen“ mit filmischer Dokumentation geplant. Tätliche Angriffe zwangen jedoch zum Abbruch. Anne Jud verschob den Aktionsort in die Nähe des Potsdamer Platzes und das Projekt um einen Tag, nannte das Projekt „Sommerpause“ und verkürzte die Aktionsdauer auf 24 Stunden. Der daraus resultierende, gleichnamige 16-mm-Film (Dauer: 12 Minuten) entstand im Zeitraffer.
1989 entstand der zweite Schmalfilm „Anna und Anne“ (siehe nachfolgender Artikel).
Die Idee zur dritten Filmarbeit – die 15-minütige Video-Collage „Eine Reise durch Bilder“ – realisierte Anne Jud 1994. Die Kamera führte Petra Assmann, den Filmschnitt besorgten Anne Jud und Petra Assmann gemeinsam und für die Geräusche war Dirk Rodeck zuständig. Untermalt wurde die Bilder-Collage mit Musik von Gustav Mahler („Das Lied der Erde“, „Von der Schönheit“ und „Von der Jugend“) und von M. Jarré („Jahreszeiten“). Die Bilder-Collage existiert als DVD.
Foto | Film | Video
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In ihrem Videotape – ein 16-mm-Film mit Ton – griff Anne Jud das Motiv des Doppelgängers auf. Die beiden Figuren Anna und Anne, verkörpern die zwei lchs der Künstlerin, die filmisch in einer poetischen Bildergeschichte vorgestellt werden.
Das andere Selbst, so kann die Geschichte gelesen werden, ist hier nicht mehr nur immaterielle spiegelbildliche Projektion, sondern nimmt durch die Doppelbelichtungen beziehungsweise die Bildmontagen „leibhaftige“ Gestalt an. In der Akzentuierung von Gegensätzen durch Schwarz und Weiss, Kühle und Sinnlichkeit, Verstand und Gefühl erweisen sich die beiden Protagonistinnen als einander ergänzende komplementäre Prinzipien.
Ungelöst bleibt die Frage nach dem „wahren“, realen lch. Anna ist immer auch Anne und umgekehrt. Beide verhalten sich zueinander wie das Bild und sein Schatten, die gleich und doch nicht gleich untrennbar miteinander verbunden sind.
Die folgende Bildergalerie enthält nicht alle Standbilder des Filmes. Die ausgewählten Bilder vermitteln sicher trotzdem die künstlerische Absicht des 14-minütigen 16-mm-Farbfilms.
Hinweis: Bildinfos und -beschreibungen findet man direkt in der Bildgalerie.
Anne Juds aussergewöhnliche und kreative Sicht der Dinge widerspiegelte sich auch in ihrer Art zu fotografieren. Sei es an Anlässen, Künstlertreffen oder Partys, Anne hatte meistens den Fotoapparat dabei und schoss allen erdenklichen und ungewöhnlichen Blickwinkeln Fotos. Es entstanden avantgardistische, von vielen damaligen Betrachtern wilde, unscharfe (oder verwackelte) und situationsschräg geltende Fotos.
1980 kam im eigenen Verlag (Anne Jud Productions) das erste Fotobuch (ein Xerox-Buch) mit dem Namen „Jetzt“ heraus. Es enthielt 54 Schwarzweiss-Fotografien.
Fünf Jahre später, 1985, erschien im selben Verlag das Softcover-Fotobuch „Anne Jud – Fotos“, mit 80 Seiten und in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Das Foto für den Buchumschlag schoss der Künstler Salomé.
Aus der Fotoaktion „Anne Jud – Fotografisch“ im Jahr 1982 mit Frauen und Künstlerinnen – darunter unter anderem Ursula Cyriax, Elisabeth Letschert, Hanna Frenzel, Verena von Hugo, Angelika Maghul, Barbara Kranz, Monika Hanns, Dr. Ursula Prinz, Ute Hohwalter, Hannelore K, Dorothea Katzer – entstand ein Foto im Grossformat (1,27 m x 1,90 m).
Ein weiteres Grossformatfoto mit dem Motiv „Herbst“ aus der Performance „Die Jahreszeiten – Schwarzweiss“ wurde als beeindruckendes Poster (Breite 1,27 Meter x Höhe 1,90 Meter) 1988 gedruckt. Die beiden Exemplare befinden sich im Archiv des „Anne Jud Kunstwerkeerhaltungsfonds“.